menue

Exposé
Der Server wird mit Daten der Taetigkeiten der Teilnehmer am Bildschirm gefuettert. Diese werden in einer Datenbank archiviert. Dabei ist das zufaellige Aufschnappen von Erinnerungsbruchstuecken in Form von Bild, Text und Ton zentral. Dem Teilnehmer soll die Moeglichkeit, den Datenfluss zu seinen Gunsten zu manipulieren, entzogen werden. Einmal gespeichert, werden die Erinnerungen der verschiedenen Computer am Server in Assoziationsketten organisiert. Dabei wird neben diesem assoziativen Gedaechtnis auch noch ein faktisches aufgebaut, das allgemeine Begriffe und Bilder des Tages speichert und dann mit den assoziativen Erinnerungenversetzt bzw. angereichert werden kann (Referenzierung).

Die Darstellung dieser Erinnerung in Form von Audio und Visualisierungen ist dann das Erinnerungsvermoegen, auf das sich  die  „vernetzte Gemeinschaft“ berufen kann. Das digitale Gedaechtnis arbeitet mit Algorithmen, die jenen im menschlichen Gedaechtnis nachempfunden sind. Daten werden zunaechst gespeichert (kodiert), doch verblasst die Erinnerung an sie, sofern sie nicht in Assoziationsketten eingebunden sind; bei haeufiger Referenzierung werden sie konsolidiert und als einschneidendes Erlebnis in das Langzeitgedaechtnis verfrachtet. Eine Gedaechtnisspur wird herausgebildet.

Der Datatraffic ist die Gedaechtnisspur, welche wir in der digitalen Welt hinterlassen. Idealerweise sollte hier die Gesamtdynamik der Daten zugaenglich gemacht werden. In gewissen Momenten ist Teilnehmerverhalten homogen (Betrachtung von News-Websites nach einer Katastrophe), in anderen heterogen (individuelle Arbeit).

Die am Memory-Server eingelangten Soundbites werden nach bestimmten Vorgaben in eine Symphonie arrangiert. Aus dem Stakkato der einzelnen Aufzeichnungen ergibt sich eine Vielfachheit der Eindruecke.

Meine Arbeit  „gedaechtnisspuren“ ermoeglicht weiters, Erinnerungen anderer Teilnehmer betrachten zu koennen. Aspekte von Voyeurismus und Exhibitionismus des Agierens in einer vernetzten Welt sollen hier ins Bewusstsein getragen werden. 

 

Teilnahmebedingung fuer das globale Gedaechtnis ist das Installieren eines datadroids, der die Daten lokal akkumuliert und an den Memory-Server verschickt. Da der Erfolg eines solchen Unterfangens ganz wesentlich von der Akzeptanz und damit der Verbreitung des Programmes abhaengt, muessen gewisse Voraussetzungen fuer den sorgfaeltigen Umgang mit dem Datenstrom geschaffen werden. Anonymitaet der Teilnehmer und Transparenz sind deshalb von immanenter Bedeutung.

Wertvolle Teilnehmer sind jene, die ihr Dasein laengst zu einem Gutteil in dieser digitalen Welt fristen, deren Leben durch die Vernetzung gepraegt wird und die auf diese Weise vielfach zum Datenstrom beitragen.

Visualisierung
Die „gedaechtnisspuren“ der teilnehmenden Netz-Gemeinschaft ziehen es vor, in der aeuszeren Gestalt eines Bildschirmschoners in Erscheinung zu treten. In Analogie zum menschlichen Speicherorgan widerfaehrt dem Prozess des Sichtbarmachen des digitalen Kollektivgedaechtnisses eine gewisse  Strategie der Beilaeufigkeit. Das „sich erinnern“ funktioniert sozusagen unterbewuszt, ganz nebenbei.

Nach Herausbildung der dynamisch generierten Gedaechtnisspur findet sich der User in einem Konglomerat aus Text-, Ton- und Bildbruchstuecken wieder. Im Zuge dieser Momentaufnahmen des globalen Erinnerungsvermoegens werden Teile individueller Lebenswelten  verarbeitet und temporaer abgebildet. Da in unserem Gehirn Information assoziativ verarbeitet wird, koennen wir uns bei genauerer  Betrachtung der Visualisierung gewiss an den einen oder anderen Moment, als diese Daten unser Bewusztsein erfuellten, zurueckerinnern. Hier tritt das Prinzip der Wiedererkennung in Kraft, eine von mehreren Auspraegungen der Erinnerung.

Mit der Arbeit „gedaechtnisspuren“ moechte ich die Mechanismen vernetzter digitaler Speicherung dazu verwenden, den eigenen Gedaechtnisraum zu erweitern.